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TSG Bretzenheim im Aufwind: Ein bisschen Selbstläufer

16.12.2018 10:13

Mal coacht sich das Team selbst, mal ist der Trainer da. Die Regionalliga-Volleyballerinnen spielen keine normale Saison, aber eine durchaus erfolgreiche...

Mal coacht sich das Team selbst, mal ist der Trainer da. Die Regionalliga-Volleyballerinnen spielen keine normale Saison, aber eine durchaus erfolgreiche.

BRETZENHEIM - Sieben Spieltage gespielt, vier davon ohne den eigentlichen Trainer. Was wie ein Chaos-Szenario klingt, ist bei den Regionalliga-Volleyballerinnen der TSG in dieser Spielzeit Realität. Trotzdem führt der ungeschlagene Absteiger die Tabelle mit 20 Punkten und sechs Zählern Vorsprung an. Möglich ist das aus vielen Gründen.
 
Samuel Schoele ist seit diesem Sommer TSG-Cheftrainer. Nebenbei betreut der Physik- und Philosophie-Student auch Nachwuchs-Teams des VC Wiesbaden und ist Schiedsrichter bis zur Zweiten Liga. Da bleibt am Wochenende nicht immer Zeit für seine Bretzenheimerinnen. An deren Erfolg ändert das nichts: „Fast alle Spielerinnen sind sehr erfahren und haben drei, vier Jahre Dritte Liga gespielt. Dadurch haben sie viel Spielübersicht und machen wenig Fehler“, weiß er.
 
Der Faktor Erfahrung erklärt aber nur zum Teil, wie es sein kann, dass eine Mannschaft, die im Vorjahr in der Dritten Liga kaum Land sah, eine Etage tiefer nicht zu stoppen ist. „Uns kommt entgegen, dass die Dritte Liga in den vergangenen zwei Jahren extrem stark war“, sagt Schoele. „Irgendwann passt man sich dem Niveau automatisch an. Viele Regionalligisten kennen das nicht und werden von uns überrascht.“
 
Wenn dann mal der etatmäßige Trainer nicht am Seitenrand steht, coachen sich die Bretzenheimerinnen einfach selbst: „Janka Johannides ist B-Trainerin und auch Katrin Bohrmann hat viel Erfahrung“, sagt Schoele. Im Wechsel bewältigen die beiden Spielerinnen den Spagat zwischen eigener Spielleistung und Coaching. Zwischenzeitlich sprang Andrea Wesche, die bis zur Vorsaison zum Kader zählte, ein.
 
Auch in den Spielen mit Schoele erleichterten die Damen ihrem Trainer das Arbeiten: „Ich muss selten eine frühe Auszeit nehmen. Wenn es nicht so läuft, stabilisieren sich die Mädels schnell gegenseitig“, lobt Schoele. „Wir sind technisch durch unseren Aufschlag und die Annahme oft überlegen.“
 
Also alles easy auch ohne Trainer? „Dass mit mir ein neues Gesicht kam, war für die Mädels psychologisch wichtig“, findet Schoele. Zudem setzt er auf ein spielbezogenes Training. Hinzu kommt, dass die TSG bislang weitgehend ohne Ausfälle auskommt. Vor allem in der Abstiegssaison konnte davon keine Rede sein. Derzeit ist jede Position doppelt besetzt, viele Spielerinnen beherrschen drei Positionen. „Von den Zwölf im Kader sind oft Zehn im Training“, berichtet Schoele.
 
Unabhängig von Kadergröße und Liga hebt er die Stimmung hervor: „Der Spaß am Sport ist bei allen groß.“ Als die lange verletzte Zuspielerin Sabine Berkemeyer, die am Wochenende ihre Rückkehr feierte, vor einigen Wochen in die Halle kam, waren ihre Mitspielerinnen begeistert: „Das war ein moralischer Boost, weil sich alle außerhalb des Feldes super verstehen.“
 
Die Frage nach ihren Aufstiegsambitionen können die Bretzenheimerinnen nicht mehr lange umgehen. „Momentan liegt der Fokus voll auf dem Hier und Jetzt“, beteuert Schoele. „Ich habe im Training noch niemanden vom Aufstieg sprechen gehört.“ Dennoch weiß er: „Nach Weihnachten müssen wir uns darüber unterhalten, was wäre, wenn. Der Schritt wäre nicht selbstverständlich.“
 
Vorerst beschränken sich die TSG-Damen aufs Gewinnen. „Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, sehe ich uns am Ende auf den Plätzen eins bis drei“, glaubt Schoele. „Stadecken-Elsheim, Bad Soden und vielleicht Wiesbaden werden aber noch stark.“ Der Trainer hat sich indes fest vorgenommen, kein Spiel seiner Mannschaft mehr zu verpassen.

Von Stephan Thalmann

Quelle: Allgemeine Zeitung, 08.12.2018


Zuletzt geändert am: 24.09.2019 um 13:11

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